Servus Ihr Lieben – ich schon wieder…
Der ToughGuy war doch schon 2 Wochen alt – Also her mit neuen Zielen! BC = KALT – HART – SCHÖN!!
Auch dieser ehrwürdige „Brocken“ wäre also gewuppt – im wahrsten Sinne des Wortes! Finisher in 10:36 Stunden… Und dabei hatte ich ehrlicherweise etwas gehadert, ob ich zu so einem Ding wie die Brocken-Challenge aktuell überhaupt in der Lage bin…
Zu den allgemeinen und fast normalen kadavertechnischen Blessuren kam 3-4 Tage vor dem Rennen noch der vom Töchterchen übertragene Schnodderzinken hinzu… Zum Glück legte sich das zum Wochenende wieder etwas!
Und so trudelte ich pünktlich zum Briefing an der Sport-Uni in Göttingen ein am Freitag Abend… http://brocken-challenge.de/
Nach der Startnummern-Ausgabe und der entsprechenden Einstimmung mit vielen bekannten Gesichtern auf die nunmehr 11. Auflage des bekannten Wohltätigkeits-Ultras ging es noch auf den Hof des Titelverteidigers Frank Kleinsorg (selbst leider verletzungsbedingt nicht am Start), wo neben einer ausgedehnten und super organisierten Pasta-Party auch noch der Vortrag vom „Hexer“ & Thomas Ehmke stattfand.
Die beiden sind diesjährige Finisher des Spine-Race in England, einem unvorstellbaren Lauf über 268 MEILEN !!!
Für mich persönlich völlig utopisch und nach den eindrucksvollen Bildern und Berichten ihrer Tour habe ich im Kopf fest entschlossen, dass aller- aller- spätestens bei der UTMB-Distanz (168km) Schluss wäre… Eigentlich ist sogar die Barriere von 100km vorprogrammiert für „nonstop“ – aber für Chamonix würde ich bei Qualifikation vielleicht eine einmalige Ausnahme machen! 😉
Naja – wie dem auch sei: Nach einer sehr kurzen 2-3 stündigen Nacht in „FREIHEIT“ war der Wecker auf 4 Uhr am Samstag vorprogrammiert.
Mein „Heimspiel“-Freund und quasi Mit-Initiator für meinen BC-Start – Mattse – und ich wurden von seiner Christiane zum Startbereich chauffiert, wo schon reges Treiben herrschte und die diversen Läufer sich mit Frühstück und/oder den letzten Vorbereitungen beschäftigten.
Pünktlich um 6 Uhr ging es dann im Pulk vieler Stirnlampen los auf die Strecke… HERRLICH!
(noch im Dunstkreis von HarzRoxx)
Was folgte, waren 80km schönstes auf und ab im Bereich des Trailrunning, die es phasenweise wirklich „in sich“ hatten… Konnte man zunächst noch wirklich zügiges Tempo gehen, weil die ersten 30-40km recht einfach von den Füßen gingen, wurde es im Nachgang immer „knackiger“, steiler und auch endlich kälter.
Und für mich wurde es nach dem sogenannten ENTSAFTER (ca. km 53-70) zu einer echten Gaudi, weil ich genau diese Verhältnisse so liebe, die erfahrene Teilnehmer aus den Vorjahren eigentlich vom Rest der Strecke auch kannten… Eis, Schnee, Kälte, Spaß !! Je knackiger, desto besser… Darauf habe ich Bock!
Vorher war ich aufgrund der Witterung phasenweise sogar zu warm angezogen, weil ich die ganze Zeit mit kälterem und windigerem gerechnet hatte. Bzw. es mir so versprochen wurde! 😉
Aber hinten raus wurde ich doch noch belohnt. Ohne Mist – so liebe ich es… Wenn es ein bisserl Richtung Quälerei & Schinderei geht – mit echten Steigungen, Seitenwind und nur mit Spike-Schuhen gut begehbarem Untergrund. Da fange ich mit dem Lächeln richtig an – ähnlich wie beim Zugspitz-Ultra… Nur, dass der Harz für mich gute 500km näher ist! 🙂
Da vergisst man dann alles…
Mein 1. langer Lauf über 30km seit Berlin-Marathon im September 2013 (der weiß Gott auch nicht ruhmreich war), die mutmaßlich zu wenigen Trainings-Kilometer 2014, die recht kurzfristige Start-Zusage (für den leider verletzten Andre – Dafür auch DANKE)… Alles wurscht! „Jetzt läufst Du eh“… und schon lang!
Knapp über 4-1/2 Stunden für die Marathon-Distanz, legt man sich dann den 2. Teil als immer kleiner werdend zurecht… ULTRA ist, was Dein Kopf daraus macht!
Und wenn man seinen Mädels daheim immer an den V-Punkten Statusmeldungen per Handy zukommen lässt, merkt man irgendwann, dass wirklich „nur noch“ der Brocken an sich fehlt und somit schon einiges an Distanz und Höhe geschafft hat…
Ach ja – die Verpflegungspunkte – Unvorstellbar im postivsten Sinne:
Was hier (alles FAIR) gereicht und aufgefahren wird und wie umsorgt man behandelt wird, ist der absolute Hit!
Vielen lieben Dank an die ganzen Helfer, die das ermöglichen… Vermutlich auch ein Grund für die niedrige Ausfall-Rate an diesem Tag. Alles FINISHER eben…
Das letzte Stück hinauf auf den Zielberg laufe ich mit Sybille zusammen. Megastark, wie sie schon die vielen km vorher immer wieder die Anstiege hochgejagt ist – immerhin ist das ihr erster Lauf über 80km. Wir finishen gemeinsam – nachdem ihr Freund Dennis auch erst kurz vor ihr oben angekommen ist und sie liebevoll in Empfang nimmt.
Auch hier unglaublich, dass bei den stürmischen Winden und dem Schnee überhaupt welche draußen ausharren, um die eintrudelnden Läufer gebührend zu feiern.
Was einen überhaupt nach dem glücklichen Lauf noch bahnbrechend erschüttert, ist die Tatsache, dass nach kurzer Pause mit frischer Wäsche noch der Abstieg von über 7km Richtung Parkplatz auf dem Programm steht…
Denn jetzt zeigt der Brocken gg. 18 Uhr plötzlich seine echte Schokoladenseite… Man sieht im Wind NICHTS (bis auf Mattse, der eine Lupine hat, mit der man eine Stadt ausleuchten kann!) – es ist dunkel und es gibt Neuschnee in echten Massen! Der helle Wahnsinn – auch mein Material – dass ich in 2 Plastik-Müllsäcken wie ein asozialer Nikolaus Richtung Tal schleppe…
Der Abgang dauert noch mal über 1 Stunde… und tut weh… ist kalt… zieht sich… ist echt fies – bin ich doch sonst Zieleinläufe mit Crocs und Joggingshose gewohnt… 🙂
(Grenzen gibt es nur im Kopf)
Aber: Stolz und gleichgültig denkt man noch jetzt zurück! Ich war DA OBEN! Und es war toll… Ein echtes Erlebnis… unterwegs mit vielen tollen Läufern und Wettkämpfern… mit einem unfassbaren Flo Reichert als Sieger im rasenden Flugstil… und genauso unfassbaren, die uns beim Heruntergehen noch Entgegenkommen, um doch noch vor 20 Uhr zu finishen…
MEGA RESPEKT & Gratulation! – vor den erbrachten Spendensummen… vor den Leistungen aller Sportler, der Veranstalter und ihrer unzähligen herzblütigen Helfer…
Es war mir eine Ehre, dabei zu sein! Auch wenn ich die Körperschmerzen vermutlich noch über Tage nicht los sein werde… Aber wie heißt recht abgedroschen doch diese Läuferweisheit:
Der Kadaver-Schmerz geht – der Brocken-Stolz bleibt !!!
Auf bald – Euer Challenger – ähm Finisher… Maazel
(Vielen Dank für die Bilder an Rainer Holland, Frank Mölders und Jonathan Rhode)